FO-Smartprint

Digitale Assistenten

Interview mit Stefan Launer

Phonak, Mitglied der Sonova-Gruppe, ist bekannt für die Herstellung von Hörgeräten und dazugehörigen Funksystemen. FO-Smartprint druckt für Phonak unter anderem Bedienungsanleitungen im Kleinstformat. Den dadurch bestehenden Kontakt nutzten wir für ein Interview mit Stefan Launer, Mitglied der Geschäftsleitung und Verantwortlicher für die wissenschaftliche und technologische Entwicklung bei Phonak. 

Herr Launer, diverse Technologien haben sich mit der Digitalisierung stark weiterentwickelt. Wie machte sich die Digitalisierung bei Phonak bemerkbar?
Die Hörgeräteindustrie funktioniert schon seit 15 Jahren digital. Seit der Umstellung von analog auf digital besitzt ein Hörgerät viel mehr Funktionen. Dank der digitalen und zentralen Signalverarbeitung können Hörgeräte heute effizienter und mit einer breiteren Auswahl hergestellt werden. Das 3D-Druckverfahren hat von der Digitalisierung stark profitiert. Ein Laserscanner vermisst heute die Form des Gehörgangs, wandelt diese in ein digitales 3D-Modell um und lässt die virtuelle Modellierung mit einer Spezialsoftware im 3D-Druck fertigen. Noch vor zwölf Jahren wurde dafür ein Silikonabdruck des Gehörgangs genommen und in Handarbeit eine Hörgeräteschale aus Kunststoff nachgeformt.

Was bedeutet die Entwicklung in Bezug auf die Funktionalität und das Zubehör?
Die Funktionalität der Hörgeräte ist deutlich komplexer geworden. Heute können wir mehr Leistung auf kleinerer Fläche erzeugen. Bestes Beispiel dafür sind die Phonak-Audéo-V-Hörgeräte, die letztes Jahr auf den Markt kamen. Sie sind leicht, bequem und unauffällig. Ausserdem sind sie wesentlich leistungsstärker und verbrauchen dabei weniger Strom.

Drahtloses Zubehör ermöglicht ein ideales Hörempfinden am Telefon, vor dem Fernseher oder in lauter Umgebung. Dazu zählen zum Beispiel der Roger Pen und Phonak EasyCall. Der Roger Pen ist ein unauffälliges Mikrofon im Design eines Kugelschreibers, der Menschen mit Hörminderung die Verständigung in lauter Umgebung und über grosse Distanz erleichtert. Stimmen werden dabei so kristallklar auf die Hörgeräte übermittelt, dass Roger-Pen-Nutzer ab einem Lärmpegel von 65 Dezibel sogar besser hören als Menschen ohne Hörverlust. Phonak EasyCall überträgt Mobiltelefon-Gespräche störungsfrei und in hoher Klangqualität via Bluetooth direkt auf die Hörgeräte.

Welche neuen Geschäftsfelder kann die digitale Revolution für Phonak eröffnen?
Die digitale Revolution hat dazu geführt, dass sich unser Konsumverhalten stark in den virtuellen Bereich verlagert hat. Diesem Wandel haben wir Rechnung getragen, indem wir unsere Service-Plattform Phonak Pro mit vielen Informationen rund um das Thema Hörverlust aufgebaut haben. Auch bieten wir benutzerfreundliche Bedienungsanleitungen über eine App an, und mittels Online-Hörscreenings kann man sein Hörvermögen per Smartphone testen. 

Sie tragen dem Informationsbedürfnis vieler direkt und indirekt Betroffener mit Hilfe der neuen digitalen Möglichkeiten Rechnung. Wie wichtig sind «nichtdigitale» Produkte für Phonak noch?
Für spezifische Anwendungen sind analoge Produkte sehr wichtig. Phonak Lyric ist weltweit das erste und einzige 100 Prozent unsichtbare Hörgerät, das tief in den Ohrkanal eingesetzt wird und rund um die Uhr getragen werden kann. Es läuft zwei bis drei Monate, ohne dass ein Batteriewechsel oder spezielle Pflege erforderlich ist. Lyric funktioniert rein analog und eignet sich für Personen mit einem milden bis moderaten Hörverlust, für die Komfort, Unsichtbarkeit und Lifestyle eine wichtige Rolle spielen. 

Lassen Sie uns noch in die Zukunft blicken. Was sind die Trends? Wie funktioniert ein Hörgerät in zehn Jahren?
Momentan ist eine weitere digitale Revolution bei uns im Gang – die der digitalen Vernetzung. Das Hörgerät wird in den nächsten Jahren immer mehr zu einem Kommunikationsassistenten. Es wird sich noch nahtloser von einer Hörsituation auf die nächste anpassen. Zudem wird der Benutzer seine Hörgeräte anders steuern und auch externe Quellen wie Mobiltelefone hinzufügen können. 

Die Grundfunktion – den Schall zu verstärken und diese Signale möglichst authentisch und optimal verständlich wiederzugeben – wird allerdings dieselbe bleiben.

Herr Launer, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Phonak

Text: Anita Borer

Kontakt | FO-Smartprint

Jürg Hürlimann | www.fo-smartprint.ch

«Heute können wir mehr ­Leistung auf kleinerer Fläche erzeugen.»

«Das Hörgerät wird in den nächsten Jahren immer mehr zu einem Kommunikationsassistenten.»