FO-Zürisee

Die 3. Dimension

Der Beginn einer Erfolgsgeschichte

Wenn aus digitalen Daten reale Objekte werden, ist die Zukunft auf einmal gegenwärtig. Ideen nehmen wortwörtlich Form an. Doch ist es wirklich so einfach, Dinge auf Knopfdruck zu produzieren? Wo sind die Grenzen des Machbaren? Thomas Schaub und Ivo Mani wagen ein Experiment.

Seit Mai schmücken skurrile Gegenstände das Schaufenster der FO-Zürisee. Es sind die ersten Versuche, mit einem 3D-Drucker, dreidimensionale Dinge auszudrucken. Wollen die -Datenspezialisten damit künftig ihr Geld verdienen? Wer könnte an 14 x 14 x 14 cm grossen, kunststoffbeschichteten, neongrünen Objekten ein ernsthaftes Interesse haben?

Einstieg in die Materie
«Der Cube ist ein Home-Office Modell. Die Hersteller preisen es zurzeit als zuverlässigsten 3D-Drucker für den Heimgebrauch an», sagt Ivo Mani, Geschäftsbereichsleiter der FO-Zürisee. Gemeinsam mit Thomas Schaub testet er, was mit dem 1700-Franken-Modell wirklich machbar ist. Wie Ideen aus dem Kopf in den Computer gelangen und wie die Daten aufbereitet sein müssen, um am Ende aus ersten Gedanken greifbare Objekte zu machen.

Die ersten Versuche scheiterten
Fehlerquellen erschienen insbesondere bei Formen, welche offene Stellen aufwiesen. Ein Haus mit Fens-tern oder Nasenlöcher erkannte das System nicht. Statt eines Hohlraums schichtete der Drucker Material auf. Ein unschöner Anblick! «Heute wissen wir, wie die Daten zuvor bearbeitet sein müssen, um optimale Ergebnisse zu erzielen», so Thomas Schaub.

Body-Scanner
Was bis vor kurzem manuell oder im Spritzgussverfahren erstellt werden musste, kommt nun per Knopfdruck aus dem 3D-Drucker – vom selbstkreierten Schmuck über Handy-Hüllen bis zu Büsten. Für Letzteres müssen die Koordinaten der zu plottenden Person via 3D-Scan räumlich erfasst werden. «Es reicht nicht, wenn sich die Person vor der Kamera dreht, sondern der Fotograf muss sich um die Person drehen und Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven anfertigen», betonen die Datenexperten.

Schichtweise zum Prototyp
Die fertig erzeugten Objektdaten werden in Form von pulver- oder flüssigbasierten Kunststoffmaterialien, Keramik, Kunststoff, Kunstharze oder Metall schichtweise aus dem Drucker zu einem Prototypus aufgebaut. Es entsteht ein Werkstück, dessen Grösse und Beschaffenheit je nach Bedarf, Art des 3D-Druckers und verwendetem Material variiert. Der «Cube», vergleichbar mit einem Nadeldrucker der 80er Jahre, dient FO-Zürisee lediglich zu Testzwecken. Den finalen Ausdruck übernehmen spezialisierte Produktionsbetriebe.

Wieso beschäftigt sich FO-Zürisee mit 3D-Druck?
Wir bedienen lediglich einen weiteren Kommuni-ka-tionskanal. Statt zwei- bearbeiten wir dreidimensionale Daten. Statt «printready» heisst es neu «watertight». Wir prüfen, optimieren und korrigieren Datensätze für einen reibungslosen Druckprozess. Das ist heute noch recht aufwendig, denn der plattformunabhängige Datenaustausch, der im Bereich Print durch das PDF-Format geregelt wird, ist beim 3D-Modelling nicht vorhanden.

In der Medizin und Industrie ist der 3D-Druck bereits fest verankert. Werdet ihr demnächst auch Zahnprothesen drucken?
Nein, wir bleiben bei unseren Wurzeln und fokussieren uns auf die Daten-bearbeitung. Innerhalb der 3D-Visualisierungen konzentrieren wir uns auf die Herstellung von Prototypen für Architekten, Produktdesigner oder die -Konsumgüterindustrie. Das sogenannte Rapid Manufacturing bezieht sich auf die Endfertigung und wird zurzeit vor allem durch den asiatischen Raum -abgedeckt. Aber wer weiss, wo uns unsere Experimentierfreude noch hinführt.